In Lörrach wurde spätestens mit der Entscheidung 1967 die Tram einzustellen, vorrangig der Kfz-Verkehr gefördert, was sich heute u.a. durch eine deutlich zu hohe Flächenversiegelung zeigt. Und so machen wir in Lörrach als Gemeinde mit einem hohen Flächenversiegelungsgrad, die Erfahrung, dass es im Zuge des Klimawandels an vielen Sonnentagen, vor allem aber im Sommer, in der Stadt immer heißer wird. Mit Folgen für Mensch und Natur. Die durch andauernde Hitze verursachten Schäden in unserer Umwelt sind längst unübersehbar und auch viele Menschen leiden sehr unter den oft über Tage und Wochen andauernden hohen Temperaturen in der Stadt. Es ist also dringend notwendig, mithilfe von Flächenentsiegelung und grundsätzlich weniger Versiegelung zugunsten von mehr Freiflächen, mehr Grün und mehr Wasser in der Stadt für Entlastung zu sorgen.
Positiv ist anzumerken, dass sich zumindest punktuell ein erster Wandel in Lörrach zeigt. Hier und da etwas mehr Grün, Areale mit Blumen und Insektenhotels in der Stadt sind erste Indikatoren dafür, dass sich etwas tut. Doch grundsätzlich muss mehr geschehen. Und das mit mehr Tempo.
Der Klimawandel schreitet voran und lässt nicht mit sich handeln. Heißt, um so länger gewartet und um so später mit all dem begonnen wird, um so schwieriger wird es. Und um so höher der Preis, den wir zahlen – in jeglicher Hinsicht!
„Es hat etwas gedauert, doch in der letzten Gemeinderatssitzung am 24. November 2022 hat es geklappt. Unterstützt von der SPD-Gemeinderatsfraktion, konnte ich den „Antrag zur Prüfung möglicher Flächenentsiegelung zugunsten von mehr Grün-, Frei- & Wasserflächen als wirksame Maßnahme zur Abkühlung der Stadt“ im Auftrag der Zählgemeinschaft von SPD und PIRATEN/DieLinke einreichen“ 😀 – Sabine Schumacher, Mitglied im Gemeinderat Lörrach
Hier unser Antrag vom 24.11.2022
Gemeinsamer Antrag der Zählgemeinschaft von SPD-Fraktion und PIRATEN/DieLINKE zur Prüfung möglicher Flächenentsiegelung zugunsten von mehr Grün-, Frei- und Wasserflächen als wirkungsvolle Maßnahmen zur Abkühlung der Stadt
Der Klimawandel zwingt uns dringend zu einem Perspektivwechsel im Umgang mit urbaner Fläche. An heißen Sonnentagen staut sich vielerorts die Hitze und die Stadt heizt sich extrem auf. Das bedeutet Belastungen für die Menschen und Natur.
Entsiegelung und Begrünung sollten deswegen als wirkungsvolle Maßnahmen zur Abkühlung der Stadt geprüft werden.
Die Zählgemeinschaft von SPD-Fraktion und PIRATEN/DieLINKE beantragt:
1. Die Stadtverwaltung prüft inwieweit auf bereits geplante Versiegelungen öffentlicher Flächen verzichtet werden kann sowie die Entsiegelung von Plätzen und Flächen zugunsten von mehr Begrünung, Bäumen bzw. Wasserläufen/Wasserflächen.
2. Die Stadtverwaltung berät Grundstückseigentümer hinsichtlich der Entsiegelung privater Flächen, wirbt bei Bürgerinnen und Bürgern für Insektenschutz und unterstützt sie bei Wand-/Mauern- und Dachbegrünung auf dem eigenen Grundstück in geeigneter Weise.
3. Des Weiteren prüft die Stadtverwaltung welche Förderungsmöglichkeiten zur Entsiegelung, Flächen- und Dachbegrünung sowie sonstigen Maßnahmen zur Kühlung der Stadt genutzt werden können.
4. Die Stadtverwaltung berichtet dem Gemeinderat regelmäßig, mindestens alle 6 Monate, zu den Antragspunkten 1 bis 3. Um alle in der Stadt bei Klimaschutz-Maßnahmen gut mitzunehmen, informiert die Verwaltung die Bürgerinnen und Bürger transparent im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit.
Begründung:
Wie in vielen Städten Deutschlands, wird es auch in Lörrach immer heißer, denn bisher hat sich die Stadt nicht ausreichend auf den Klimawandel vorbereitet:
• Es fehlt grundsätzlich an Grünflächen. Zudem gibt es viel zu wenig schattenspendende Bäume in den Straßen bzw. Alleen, zu wenig Grün auf Plätzen, Dächern und Häuserwänden. Auch mehr Wasser und andere Möglichkeiten zur Abkühlung fehlen bisher in Lörrach.
• Die Stadt ist voller Beton und versiegelter Fläche. Kaum ein Zentimeter bebauter/genutzter Boden, der wasserdurchlässig ist!
• Versiegelte Flächen sorgen für trockene Böden. Deshalb können sich junge wie alte Bäume sowie andere Pflanzen oftmals nicht mehr selbst ausreichend mit Wasser und Nährstoffen versorgen.
So heizt sich die Stadt – Innenstadt als auch Stadtteile – an Sonnentagen oftmals extrem auf – denn entscheidende Maßnahmen zur Vermeidung hoher, die Gesundheit belastender Temperaturen im Sommer und an heißen Sonnentagen, wurden bislang nicht umgesetzt. Aufgrund der Hitze gibt es eine zunehmend hohe gesundheitliche Belastung für die Bevölkerung und natürlich leidet auch die Natur.
Typische Beispiele für Orte, die sich in der Gemeinde Lörrach gesundheitsbelastend aufheizen:
Alter Marktplatz, Neuer Marktplatz, Senigallia Platz, Senser Platz, Bahnhofsvorplatz, Engelsplatz, alle S-Bahn und viele Bus-Haltstellen, Parkraumareale, (Supermärkte, Fitnesslofts, Baumärkte etc.. Außerdem sind viele Straßen ohne Baumbeschattung (Basler Straße, Basler Straße Nord, Teichstraße, Spitalstraße, Schwarzwaldstraße, Bahnhofsstraße u.v.a.m.
Das muss sich jetzt dringend ändern, denn die hohen, immer weiter ansteigenden Temperaturen und Starkregenereignisse in der Stadt sind mit drastischen Folgen für die Bevölkerung und Umwelt verbunden. Sie schaden Mensch und Natur!
Lörrach muss deswegen die weitere Versiegelung öffentlicher Flächen vermeiden und ihre bereits versiegelten Flächen – in der Innenstadt und in den Stadt- und Ortsteilen, wo immer es möglich ist, so schnell als möglich entsiegeln und begrünen. Flächenversiegelung und Insektensterben hängen zusammen: denn wo kein Boden mehr frei ist, werden keine Pflanzen für Insekten wachsen. Ebenso begünstigt Versiegelung von Boden auch, dass es bei Starkregen zu Überschwemmungen kommt und somit zu möglichen Folgen wie finanzielle Belastungen für betroffene Einwohner*innen und/oder die Stadt.
Dach- und Fassadenbegrünung ist ein sinnvolles Werkzeug, um Flächen auszugleichen, die für Wohnraum bebaut (und somit versiegelt) sein müssen. Ein begrüntes Dach nimmt nicht nur Regenwasser auf und trägt so zu einer geringeren Belastung der Kanalisation bei, es lässt sich auch schon bei nachrüstbarer Extensivbegrünung (z. B. an Garagen und Carports) insektenfreundlich bepflanzen. Entsiegelung und Dachbegrünung sind also sinnvolle Maßnahmen zum Insektenschutz und für das Abwassermanagement.
Im Zuge dessen ist es wichtig die Bürgerschaft in den Perspektivwechsel einzubeziehen, denn auch auf Privatgrundstücken passiert viel Versiegelung. Aufklärung, Anreize und Wettbewerbe könnten wirksame Werkzeuge sein.
Des Weiteren ist die Verwaltung angehalten, die bestehenden Förderungsmöglichkeiten zu prüfen und zu nutzen.