Überall wird vor allem an Personal- und Materialkosten gespart. Das steht einer guten Gesundheitsversorgung und dem Wohl der Patienten genauso entgegen wie die Zunahme von vermeidbaren Rücken- und Knie-Operationen, nur um finanzielle Defizite an anderen Stellen innerhalb des Systems auszugleichen.

Heutzutage ist in Deutschland jedes vierte Krankenhaus derart schlecht aufgestellt, dass Hygienestandards kaum mehr im Ansatz erfüllt werden. Dies baden Patienten aus, die sich während ihres Krankenhausaufenthalts mit einem resistenten Keim anstecken. Allein in 2016 gab es 800 000 Neu-Ansteckungen.

Zu dieser bundesweit zu beobachtenden Fehlentwicklung passen auch die aktuellen Pläne der grün-schwarzen Landesregierung, die stationäre Gesundheitsversorgung in Baden-Württemberg mehr und mehr zu zentralisieren. Ausgaben sollen so gesenkt, Gewinne gesteigert werden. Der Presse als auch Sozialminister Manfred Lucha (Die Grünen) zufolge, wird für dieses Ziel in den nächsten Jahren gut ein Fünftel des derzeit noch genutzten Krankenhausbestands schließen müssen.

So setzt auch der Landkreis Lörrach auf Zentralisierung. Längst hat der Kreistag den Bau eines Zentralklinikums für die Region entschieden.

Dieses Vorhaben sehen die Lörracher PIRATEN ähnlich kritisch wie die Pläne von Sozialminister Manfred Lucha, der die stationäre Versorgung der Bürgerinnen und Bürger mittels zweifelhafter Standortschließungen verbessern will.

Dazu meint Sabin Schumacher, Kandidatin der Lörracher PIRATEN zur Bundestagswahl 2017: „Menschen mit gesundheitlichen Einschränkungen sind auf eine gute Versorgung angewiesen. Gerade in Notsituationen sind kurze Wegstrecken entscheidend für das Überleben. Deshalb favorisieren wir ein Modell mit wohnortnahen Standorten und sehen auch in dem Ansatz ausschließlich für den Neubau von Zentralkliniken Geld locker zu machen, einen völlig falschen Anreiz für die Kommunen.

Die Piraten empfinden diese Pläne als zu kurzsichtig und können auch nicht in der Anzahl der Krankenhäuser die Ursache für die wachsenden Probleme im stationären Gesundheitssektor erkennen. Statt die stationäre Gesundheitsversorgung immer mehr unter Spardruck zu setzen, sollte die Landesregierung mehr Geld für Personal und Material in die Hand nehmen.“

Krankenhäuser und Wirtschaftsziele haben in einem solidarischen Gesundheitssystem nichts zu suchen. In der Gesundheitsversorgung sollte immer die bestmögliche Versorgung der Patienten als auch deren Genesung im Vordergrund stehen und oberstes Ziel der Klinikbetreiber sein. Kliniken müssen deshalb fern jeglichen Konkurrenzdenkens existieren und arbeiten können. Die Erfahrung zeigt, dass individuelle Therapien in Verbindung mit guter Pflege, solchen Behandlungen, die sich am Sparzwang orientieren, fast immer überlegen sind. Es kommt seltener zu Folgeerkrankungen, was sich auf lange Sicht durch geringere Ausgaben im Haushalt bemerkbar machen würde. Auch eine Landesregierung, die zurecht nach Möglichkeiten sucht, ihre Gelder effektiv und sinnvoll einzusetzen, müsste das unschwer erkennen können. Den Krankenhausbetrieb einem wirtschaftlichen Erfolgsdruck auszusetzen, kann deshalb nicht erfolgreich funktionieren.

„Sollten bestehende Standorte weder für Notfälle, noch für die Vor- und Nachsorge weiter genutzt werden können, sehen wir die Pläne des Landkreises keinesfalls als eine gute Lösung für die Menschen in dieser Region an. Es würde damit auch ein Qualitätsmerkmal wegfallen, das für den Zuzug von Menschen eine Rolle spielen kann. Ob für junge Familien oder andere Bürger, eine gut ausgebaute wohnortnahe Gesundheitsversorgung, kann neben einem guten Arbeitsmarkt- und einem breiten Bildungsangebot, eine maßgebliche Rolle bei der Entscheidung spielen, wo sich jemand niederlassen möchte.

Darüber hinaus brauchen wir in Deutschland neben einer Bürgerversicherung für alle und mehr Ideenreichtum, unbedingt bessere Entlohnung und Wertschätzung für das Personal. Nur so kann in Zukunft wieder eine bessere Gesundheitsversorgung in allen Bereichen gewährleistet werden“, meint Sabin Schumacher für die Lörracher PIRATEN.

Zusatz:

IMG_20170204_210553Gibt es eine Alternative zum Zentralklinikum? Die Frage hat der Kreistag bereits entschieden. Es wird gebaut. Keine Lösung gibt es dagegen bislang zu der Frage, wo das ZKL gebaut wird. Hier haben die Gemeinden Lörrach (Entenbad), Schopfheim und Rheinfelden (Herten) Grundstücke angeboten. Hierzu gibt es bisher keine Entscheidung. Offen ist auch, was aus dem aktuellen Krankenhausbestand wird.

Ebenfalls offen ist, was der Landkreis Waldhut macht und ob es andere Konzepte gibt, die möglich wären!

Welche Bedeutung hat …

… der Neubau eines Zentralkrankenhauses in der Region für die Bürgerinnen und Bürger?

… für die großen und kleinen Patienten, was für Angehörige und Freunde?

… ein Zentralkrankenhaus für das Pflegepersonal und für Mitarbeiter anderer Berufsgruppen?

… ein Zentralkrankenhaus für die regionale Ärzteschaft und das Fortbestehen anderer regionaler Gesundheitsdienste?

… der Betrieb eines Zentralkrankenhauses für den Haushalt des Landkreises und dessen Gemeinden?

… der Neubau eines Zentralkrankenhauses für den aktuellen (teil sanierten) Krankenhausbestand und welche Konsequenzen hat dies für die bestehende Infrastruktur (Geschäfte, Apotheken, ambulante Gesundheits- und Pflegedienste, Bestattungsinstitute usw.)?

Schon diese wenigen Fragen zeigen, dass große Veränderungen mit dem Bau und dem anschließenden Betrieb eines Zentralkrankenhauses auf alle zu kommen, die wir aufmerksam begleiten werden.