Lörrach braucht dringend ein Mobilitätkonzept, um das ÖPNV Chaos für Fahrgäste und Fahrpersonal zu beenden. Deswegen ist es gut, dass der Gemeinderat nach Mehrheitsentscheidung die Verwaltung jetzt damit beauftragt hat es anzugehen.
Erfreuliche Aussichten also? Grundsätzlich ja. Doch das alles ist Zukunftsmusik! Bevor es zu spürbaren Ergebnissen kommt, werden Jahre vergehen. Das darf nicht ausgeblendet werden! Was uns zu der Frage bringt, was passiert in Lörrach jetzt und heute in Bezug auf die aktuelle Situation des Nahverkehrs? Gerade die Lage vom Busverkehr, ist freundlich ausgedrückt, „prekär“! Wie will die Stadt damit umgehen? Wird darauf zeitnah reagiert? Also jetzt? Oder wird davon ausgegangen, es sei ausreichend, auch die vielen Probleme an denen der städtische Busverkehr krankt, erst in der Zukunft, also im Rahmen eines Gesamtkonzeptes, anzugehen?
Es heißt zwar, es werden Linien überarbeitet und die Ausschreibung vom Busverkehr stehe für 2026 an, doch hat das Ganze auch etwas von einer Blackbox, denn belastbare Informationen gibt es bislang nur wenig. Wir brauchen hier einfach sehr viel mehr Transparenz für die Bürgerschaft.
Unbestritten gab es in den letzten Jahren punktuell Versuche das Busangebot in der Stadt und somit den Nahverkehr als Ganzes zu verbessern. Investitionen, die nach Beobachtung der PIRATEN vor allem Sparzielen untergeordnet wurden mit dem Ergebnis, dass ein umfassender und zudem in die Zukunft gerichteter Blick auf den ÖPNV in der Region genauso fehlt, wie die ernsthafte Berücksichtigung der Bedarfe und Lebensrealität der Menschen im ÖPNV. Von Nutzenden wie vom Fahrpersonal.
Insofern was bringt also z. B. ein digitales Fahrgastinformationssystem an lediglich 5 Haltepunkten in der Stadt, genauso neue wie oft geänderte Linien, wenn Verbindungen zu spät kommen oder gar nicht, da der Busverkehr als ein wichtiger Teil vom Öffentlichen Personennahverkehr von Grund auf nicht gut funktioniert. Dahinter verblassen dann selbst positive Maßnahmen wie das Ticket4Lö oder die zwischenzeitliche Anbindung vom Einkaufsareal in der Weiler Straße ein Stück weit. Zum Busverkehr gefragt, sagen Fahrgäste wie Fahrpersonal mehrheitlich, dass ihre Bedarfe nicht ernsthaft berücksichtigt werden und O-Ton „sowieso alle machen was sie wollen!“
„So ein vernichtendes Urteil kommt natürlich nicht von ungefähr. Nach unserer Beobachtung ist es ein Resultat dessen, dass Fahrgäste deutlich spüren, dass das gesamte Handeln in Bezug auf den Busverkehr nur unter dem Aspekt „es darf nichts kosten“, angegangen und umgesetzt wird„, sagt Sabin Schumacher, Piratenpartei Lörrach & Mitglied im Gemeinderat im Rahmen der Partei Die.Linke
Dieses Urteil, dass viele das hiesige Busangebot als extrem unzuverlässig und schlecht empfinden, steht dabei im krassen Gegensatz zu dem, was auf der städtischen Homepage zu lesen steht und was Zuverlässigkeit und guten Ausbau vom Busverkehr suggeriert. Wir denken, wer mit den Begebenheiten vom Lörracher Stadtbus nicht vertraut ist, ist gut beraten sich über andere Quellen zu informieren, zusätzlich oder besser gleich, denn Verspätungen und zu frühe Abfahrten gehören schon seit Jahren zum Alltag der Fahrgäste. Ein Problem was alle Linien betrifft.
Und die Situation wird nicht besser. Im Gegenteil, sie verschärft sich weiter. Neben Verspätungen und verfrühten Abfahrten auf allen Linien, fallen gerade auf den Salzertlinien, die das topgraphisch mit am höchsten gelegene und insofern sehr schwer zu erreichende Wohnareal anfahren, seit Wochen nun auch noch ständig Busse aus. Oft ist es nicht nur ein Bus. Nein, es sind gleich zwei oder gar drei hintereinander, die nicht kommen. Oder es heißt, „jetzt ist Einsatzfahrt!“. So geht es seit Ende Sommer. Tag für Tag auf der Salzertlinie.
Schon davor beklagten seit dem Fahrplanwechsel im Dezember2021 viele Fahrgäste, die auf die Salzertlinien angewiesen sind, die Verschlechterungen der Taktung mit der S-Bahn und anderen Buslinien. Ein Punkt, der in Bezug auf die Abendstunden und die Wochenenden von jeher als sehr problematisch erlebt wird. Doch zusätzlich dazu und zu den vielen unpünktlichen Abfahrten, kommen für die Fahrgäste nun auch noch Busausfälle hinzu. Die Fahrgäste stehen sich so ständig an Haltestellen die Beine in den Bauch.
Alles in allem brauchen alle, die in Lörrach auf den Bus angewiesen sind als auch Fahrgäste befördern, wirklich gute Nerven. Entweder ist es Gehetze, um Verbindungen noch zu erreichen oder Stillstand mit langen Wartezeiten an den Haltestellen bei Hitze, Wind und Kälte. Nichts davon kann auf Dauer gut für die Gesundheit sein. Ein Aspekt, der auch nicht so wirklich berücksichtigt wird.
Ein gut funktionierender ÖPNV, wozu auch der Busverkehr gehört, als Teil der Daseinsvorsorge, ist gemäß unserer Auffassung, immer auch Ausdruck einer starken Gesellschaft. Einer Gesellschaft, die Wertschätzung als Mehrwert versteht. Einer Gesellschaft, die den sozialen Frieden in den Vordergrund stellt und in diesem Sinne, kontinuierlich nach guten Lösungen sucht als auch Geld dafür in die Hand nimmt.
Natürlich wissen wir, es gibt Gründe für dieses Dilemma. Und die sind so zahlreich, wie komplex, wie hausgemacht. Unter anderem verändern sich in Lörrach wie auch im Umkreis seit Jahren die Straßenbedingungen. Und zwar deutlich. Es gibt sehr viel mehr verkehrsberuhigte Zonen als in der Vergangenheit, auch mehr geschwindigkeitsreduzierte Straßen und Lörrach hat jetzt eine Fahrradstraße.
Hinzu kommen stellenweise überlange Ampelschaltungen, Bahnübergänge mit und ohne Stoppschilder, Baustellen, Poller u.v.a.m.. So wichtig die Umsetzung vieler dieser Maßnahmen waren und sind, das alles, ist mit neuen als auch wechselnden Verkehrsbedingungen verbunden und passiert weitestgehend mit wenig Rücksicht darauf, was es für den Busverkehr und den gesamten ÖPNV bedeutet.
Die Defizit-Liste dürfte hier auch längst nicht abgeschlossen sein. Die in Teilen marode Fahrzeuginfrastruktur trägt ebenso zu Unregelmäßigkeiten bei wie der Mangel an Fahrpersonal, begleitet von einem oft hohen Krankenstand und sehr viel Fluktuation.
„Für uns PIRATEN zeigt all das deutlich, wie wichtig es ist, immer auch die Art und Weise, wie beauftragte Unternehmen strukturiert und verwaltet werden zu hinterfragen, Standards zu setzen und auch einzufordern. Wenn es an einer Stelle im System wie hier beim Busverkehr, der sich bereits seit Jahren verschlechtert, so sehr an Qualität fehlt und vor allem der Mensch an sich bei allem weit zurückbleibt, schreit es doch regelrecht danach! Der Busverkehr ist für viele Menschen in der Stadt enorm wichtig. Viele sind darauf angewiesen. Nicht nur um mit dem Bus zur Arbeit oder zum Arzt zu fahren, sondern um am Leben teilhaben zu können! Deswegen darf der Busverkehr nicht weiter durch die Sparbrille und als Klotz am Bein vom Haushalt der Stadt betrachtet werden! Genauso wie Investitionen in Rad- und Langsamverkehr, ist auch jegliche Investition in den Busverkehr, eine Investition in die Lebensqualität von Menschen und fördert die Attraktivität der StadtVon daher ist es wichtig, dass sich alle im Rat dafür einsetzen, dass die Busse endlich zuverlässig verkehren und die Verbindungen funktionieren. Und das jetzt und nicht erst in Jahren! Denn realistisch gesehen, ist doch klar, dass mehrere Jahre vergehen, bevor es ein tragfähiges Mobilitätskonzept gibt, was zur Umsetzung kommt. Jahre sind viel Zeit. Viel Zeit, die die Menschen, die auf den Bus angewiesen sind nicht haben. Und auch im Ernst, wer hat Zeit und Lust, ständig an Haltestellen zu stehen!? Und wir reden hier von Wartezeiten, die nicht selten rund 1 Stunde betragen. Und das teils regulär. Manch jahrelanger Fahrgast ist es leid und ist mittlerweile (wieder) aufs Auto umgestiegen. Andere, denen es möglich ist, werden diesem Beispiel sicher folgen, wenn der Busverkehr weiterhin derart unzuverlässig bleibt und sich auch Taktung wie Zeiten in den Abendstunden und und am Wochenende nicht verbessern.“, so Sabin Schumacher, Piratenpartei Lörrach
Der Busverkehr muss also schnell besser werden! Deshalb unser Appel an alle politisch Verantwortlichen: Der Busverkehr braucht Lobby! Und zwar jede Menge davon!“