Jahr auf Jahr stellen BKA und BMG neue Zahlen zu Drogentodesfällen vor. Zahlen, die im Kontext mit einer sinnlosen Kriminalisierung und Verfolgung von Konsument*innen stehen.
Im Jahr 2017 verstarben 1.272 Menschen an den Folgen des Konsums illegaler Substanzen. 12 Menschen verstarben lt. Arbeitskreis Rauschmittel e. V. davon allein in Lörrach in 2017 und weitere 6 bereits bis Juli diesen Jahres.
Überall in Deutschland trauern Frauen und Männer um den Tod ihnen nahestehender Menschen. Das muss ein Ende haben! Ein Umdenken in der Drogenpolitik ist schon lange überfällig!
„Ökonomisch funktionieren der sogenannte Drogenmarkt
und der legale gleich – Es gibt Angebot und Nachfrage“, meint dazu Sabin Schumacher, Themenbeauftragte für Drogenpolitik für die Piratenpartei Baden-Württemberg.
„Was es nicht gibt, sind Rechts- und Verbraucherschutz.
Es schert sich niemand um des Kunden Gesundheit und
es fragt auch niemand nach einem Mindestalter. Kurz um,
der Staat lässt seine Bürger*innen im Stich! Denn statt den
Markt selbst zu regulieren, überlässt die Regierung das
Marktgeschehen mit illegalisierten psychoaktiven Stoffen
kriminellen Strukturen, die sich für die Steigerung ihrer
Gewinne interessieren, nicht aber für die Gesundheit ihrer
Kunden.
Dabei konnten vor 120 Jahren Heroin und andere psychoak-
tive Substanzen noch problemlos in jeder Apotheke erwor-
ben werden. Vor allem Opiate wie Heroin wurden von den
Menschen erfolgreich gegen eine Vielzahl von Erkrankun-
gen eingesetzt: Schmerzen, Magen-Darmerkrankungen,
Schlafstörungen, Erkältungssymptome u.v.a.m.
Der Umgang mit psychoaktiven Substanzen war vor allem
pragmatisch. Und auch Abhängigkeit als eine vermeint-
lich unausweichliche Folge des Gebrauchs, wurde von der
damaligen Gesellschaft nicht herbeigeredet.
Dies änderte sich in den 1920’er/1930’er Jahren. Aufgrund
wirtschaftlicher und politischer Interessen (u. a. Arbeits-
plätze, Pharma- und Baumwollindustrie) wurden Heroin,
Kokain, Cannabis und weitere psychoaktive Substanzen
nach und nach illegalisiert und Regierungen führen
unter dem Deckmantel des „Schutzes des Individuums
vor sich selbst“ seither Krieg gegen Drogen und deren
Gebraucher*innen. Mit fatalen Folgen für die Menschen. So
auch in Deutschland, wo die Stigmatisierung im 3. Reich,
unter Hitler massiv vorangetrieben wurde. Gesellschafts-
weite Vorurteile gegenüber Drogengebraucher*innen und
die prohibitive Drogenpolitik der Bundesregierung, zeugen
davon, dass sich das bis in heutige Zeit fortsetzt.
Wissenschaftlichen Erkenntnissen wird auch heute noch
zu wenig Beachtung geschenkt, worunter gerade all jene
leiden, die zur Teilnahme am Leben auf eine Medikation mit
Opiaten angewiesen sind.
Denn eins ist klar (und wissenschaftlich belegt!): Schuld hat
im Kontext mit Heroinabhängigkeit nichts zu suchen! Nie-
mand sucht sich das aus und geht freiwillig in die Abhängig
keit. Den abhängigen Opiatgebraucher, der „selbst Schuld
ist“, den gibt es nicht! Dem Gehirnstoffwechsel fehlende
Botenstoffe dagegen gibt es schon.
Drogenverbote passen nicht zu einer freiheitlichen Gesell-
schaft. Diktaturen schreiben Menschen vor, was sie zu tun
haben. Bei uns werden Menschen grundlos kriminalisiert,
die ohne Drogenverbote die Chance auf ein
Leben ohne Angst hätten.“
Vor 20 Jahren rief der Landesverband der Eltern und Angehörigen für humane und akzeptierende Drogenarbeit NRW in Gladbeck erstmals zum Gedenktag auf. Dem Aufruf haben sich seither eine Vielzahl an Gruppen und als auch große Fachverbände wie die Deutsche AIDS-Hilfe, JES e. V., akzept e. V. und viele andere mehr angeschlossen.
Auch wir Lörracher Piraten veranstalten gemeinsam mit dem OV Die Linke zum „Internationalen Gedenktag für verstorbene DrogengebraucherInnen“ wieder einen Infostand auf dem Alten Marktplatz in Lörrach und verteilen weiße Rosen und Infomaterial, um auf das Thema aufmerksam zu machen.
Alle sind herzlich eingeladen, uns am Samstag, den 21. Juli 2018 auf dem Alten Marktplatz in Lörrach zwischen 12 Uhr bis 17 Uhr am Infostand zu besuchen!
PIRATEN und Linkspartei sind sich einig: Schluss mit der repressiven Drogenpolitik!
Weitere thematische Informationen:
Faltblatt von JES e. V./ DAH e. V zum Gedenktag:
https://www.aidshilfe.de/shop/archiv/21-juli-internationaler-gedenktag-fur-verstorbene-drogenabhangige-faltblatt
5. Alternative Drogen- und Suchtbericht wurde am 27.06. in Berlin vorgestellt. Die digitale Pressemappe: