Zum 17.ten Mal in Folge findet am 21. Juli wieder der bundesweite Gedenktag für an Drogen verstorbene Menschen statt.
Veranstaltet wurde der Protest-, Aktions – und Trauertag in Deutschland erstmals 1998 vom „Landesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit e. V.“ in Gladbeck.
Mittlerweile wird der Gedenktag von vielen Verbänden und Organisationen (JES Bundesverband e. V., DAH e. V., akzept e. V., DGS e. V. usw.) hierzulande und im Ausland als Mahnmal gegen die Prohibition unterstützt.
Selbstverständlich äußert sich auch die deutsche Regierung zum Thema – rechtzeitig zum Gedenktag wurde ein Statement der Bundesdrogenbeauftragten Marlene Mortler (CSU) veröffentlicht.
Wie die drogenpolitischen Aussagen der Bundesregierung und die ihrer Vertreterin mit der realen Situation zusammen passen, kann jedeR gut auf den Seiten der Deutschen Aidshilfe mit Berichten von Fachleuten, die selbst überwiegend an der Front arbeiten, vergleichen.
Oder durch lesen des „Alternativen Drogen- und Suchtbericht 2015“.
Demnach ist die deutsche Drogenpolitik weit davon entfernt, für ihre eigene Arbeit in Freudentaumel und Jubelgeschrei ausbrechen zu können.
Im Gegenteil …
An den Folgen einer in weiten Teilen verfehlten Drogenpolitik starben im Vorjahr (2014) erneut 1032 Menschen in Deutschland. Gäbe es für die höchste Mortalität wie im Fußball etwas zu gewinnen, wäre das Bundesland Bayern mit jedem 4.ten Drogentoten bundesweiter Pokalsieger.
Und auch andere Bundesländer wie Baden- Württemberg und Bremen, haben es versäumt ihr Drogenhilfesystem in Richtung Schadensminderung (Harm Reduction) derart auszubauen, dass eine Steigerung ihrer Drogentodesfälle hätte verhindert werden können.
Reale politische Unterstützung, die es hier bräuchte, ist flächendeckend nicht vorhanden.
Wenn überhaupt ziehen sich die verschiedenen Hilfsangebote, wozu auch Konsumräume gehören, ähnlich einem Flickenteppich durch die gesamte Republik.
Bereits seit fünfzehn Jahren können die Bundesländer, den Betrieb von Drogenkonsumräumen ermöglichen.
Drogenkonsumräume können gewiß nicht alles richten, trotzdem retten sie nachweislich Menschenleben.
Trotzdem haben es Knapp zweidrittel der Bundesländer bis dato aber nicht geschafft, eine Rechtsverordnung zu erlassen, die den Betrieb von Drogenkonsumräumen ermöglicht.
Es werden also Abertausende direkt von Prohibition betroffene Menschen zum x-ten Mal von den politisch Verantwortlichen hingehalten und allein gelassen.
Dabei ist es unerheblich, ob es sich um GelegenheitskonsumentInnen handelt oder um Menschen die vorrangig Selbst-Medikation betreiben.
Die Menschen sterben alle an der selben verfehlten und halbherzigen Drogenpolitik, die dieses Dillemma für die betroffenen Menschen erst möglich macht und Menschen dazu bringt, schlechte verunreinigte Substanzen zu konsumieren.
Um das Ansinnen des Gedenktages zu unterstützen und im Landkreis Lörrach bekannter zu machen, veranstalten am 21.07. auch die Lörracher Piraten, unterstützt vom Kreisverband Die Linke Lörrach wieder einen Infostand zum „Protest-, Aktions – und Trauertag für an Drogen und Prohibition verstorbene DrogengebraucherInnen“.
Mit Hilfe von Infomaterial und Aktionen wie der Fotosession „Support. Don’t Punish!“, möchten wir und Sabin Schumacher, Beauftragte für Drogenpolitik der Piratenpartei vom Landesverband Baden-Württemberg mit den PassantInnen ins Gespräch kommen, um auf das Schicksal der verstorbenen Drogengebraucher aufmerksam machen.
Der diesjährige Gedenktag widmet sich dem Fehlen von bedarfsgerechten Hilfsangeboten in den meisten Bundesländern, vorrangig dem Fehlen von Konsumräumen. Darunter auch Baden-Württemberg.
Währenddessen steht für viele Städte und deren Menschen in der Region vor allem das Thema Substitution im Fokus.
Unser Infostand wird am 21.07., ab 9 Uhr früh in der Turmstraße, am Hebelpark in der Innenstadt von Lörrach zu finden sein.