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09.09. – Lesung für Edward #Snowden quer durch #Lörrach

14102481919470Mit einem mobilen buntbestückten Infostand und unter Voll-Beflaggung,  war am Montag Nachmittag (08.09.), ein recht auffälliger Trupp Lörracher Piraten und  LINKE in der Lörracher City unterwegs. Im Gepäck ein Fundus an Literatur zum Thema Überwachung und die Forderung nach „Freiheit und Annerkennung für Edward Snowden“.

Das „Internationale Literaturfestival Berlin“ hatte zuvor zum Lesen von Texten gegen Überwachung zu einer weltweiten „Lesung  für Edward Snowden“ aufgerufen.

Edward Snowden, selber damals zunehmend desillusioniert und alarmiert vom Ausmaß der Überwachung und der illegalen Methoden, die von den Geheimdiensten zum Erkenntnisgewinn eingesetzt werden, kam zu der eigenen Erkenntnis: „Dass ich nicht in einer Welt leben möchte, in der alles, was ich tue und sage, aufgezeichnet wird. Das will ich weder unterstützen, noch selbst erleben.“ Was daraufhin folgte, weiß die ganze Welt.

Im Mai 2013 veröffentlichte der Wistleblower und frühere NSA-Mitarbeiter Edward Snowden, die ersten Dokumente über die weltweit immer weiter ausufernde und anlasslose Massenüberwachung ganzer Gesellschaften, durch die westlichen Geheimdienste. Darunter auch die deutsche Bevölkerung.

Das nach den Veröffentlichungen von Edward Snowden keine nennenswerte Reaktion auf die Grundrechtsverletzungen an den eigenen BürgerInnen, von Seiten der deutschen Regierung kam und kommt, dürfte mit ein Grund dafür sein, dass sich bislang nur wenig Protest aus der Mitte der Gesellschaft heraus entwickelt hat und der überwiegende Teil der Bevölkerung die Verletzung der Grundrechte hinnimmt und nicht verteidigt.

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Weltweite Lesung für Edward Snowden gegenüber der VHS / CC-BY MojaGoja NC-SA

Um möglichst viele Menschen mit ihrer Veranstaltung zu erreichen, luden die Lörracher Piraten und die LINKE zu einer Lesung auf öffentlichen Plätzen ein. Der ersten Lesung auf dem Alten Markt folgten weitere vor der Volkshochschule, am Hebelpark und auf dem Platz vor dem Lörracher Rathaus.

Während Veranstaltungen, wie Lesungen normalerweise in einem entsprechenden Ambiente stattfinden, in einem Buchladen oder in einer Stadtbibliothek und einer solchen Einladung in aller Regel „die üblichen Verdächtigen“, also vor allem die in der Thematik etablierten Menschen, anzieht/folgen, konnten bei der gestrigen Lesung für Edward Snowden in der Lörracher Innenstadt auf öffentlichen Plätzen, alle vorbei kommenden PassantInnen einfach dazu kommen, um zuzuhören. Dadurch hatte die Lörracher Lesung ihren ganz eigenen und besonderen Charme.

Es gab jede Menge neugierige und interessierte PassantInnen, doch anders als bei Veranstaltungen in einem scheinbar geschützten sicheren Umfeld/Raum, wie z. B. eine Bibliothek, war immer wieder eine gewisse Unentschlossenheit bei BürgerInnen zu erkennen, die im gleichen Moment, wo ein weiterer Passant sich zum Zuhören dazu gesellte, auf dem Absatz kehrt machten und das Weite suchten.

Lesen für Snowden/CC-BY Checkdisk

Lesen für Snowden/CC-BY Checkdisk

Die BürgerInnen sind sich der allgemeinen Überwachung bewußt, denn entgegen der vielfach geäußerten Behauptung „es sei egal“, ist die Verunsicherung der Menschen greifbar.

Ein erklärendes Beispiel dafür, lieferten gleich zwei Zuhörer, die unabhängig voneinander die Befürchtung äußerten, dass selbst ihre Teilnahme an dieser Veranstaltung, gemeinsam mit Piraten und LINKEN, bereits dazu führen könnte, auf einer Überwachungsliste von Geheimdiensten zu landen.

Welch ein Dillemma für das deutsche Rechtssystem und die Demokratie, sollten sich derartige Gedanken und Ängste grundsätzlich in der Gesellschaft durchsetzen und BürgerInnen den Kontakt zu Parteien meiden, wenn gleich deren Partei- und Grundsatzprogramm doch die Werte unserer Demokratie wiederspiegeln und sich deren Mitglieder und Vertreter, wie  z. B. von Piraten und der LINKEN, sich dem Grundgesetz verpflichtet fühlen.

Deshalb sollten solche Äußerungen, jedem zu denken geben (besser noch zum Handeln bewegen), denn sie reflektieren, wie sich unsere Demokratie nach und nach ins Nirvana verabschieden wird.

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Diskussion in einer Lesepause neben dem Rathaus/CC-BY Checkdisk

Umso erfreulicher ist es, dass die Lörracher Piraten und die LINKE mit dem Thema ihrer Lesung , bei vielen BürgerInnen auf offene Ohren gestoßen sind! Im Anschluß an die Lesungen, kam es so auch immer wieder zu neuen, wie aufschlußreichen Gesprächen und Diskussionen über die zuvor gelesenen Texte.

Gelesen wurde das offizielle Textmaterial über Überwachung vom „Internationalen Literaturfestival Berlin“ und Passagen aus dem Buch „Mauern einreissen“ von Anke Domscheit-Berg.

Textmaterial über Überwachung vom „Internationalen Literaturfestival Berlin“

„Mauern einreissen“ von Anke Domscheit-Berg

aus den folgenden zwei Kapiteln wurde gelesen:

Gefährliche Wörter – „Wie unsere Kommunikation uns verdächtig macht“

und aus

Der gläserne Weltbürger – „Ausländische Geheimdienste durchleuchten uns“

Abschließend bleibt zu sagen:

„Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ (Zitat von Benjamin Franklin)


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